Armut ist keine Entscheidung, sondern von Menschen gemacht
Der neue Oxfam-Bericht untersucht die Rolle der Milliardäre bei der Verschärfung der weltweiten Armut, vor allem der des Globalen Südens.
Die Fotos in diesem Beitrag wurden während mehrerer Reisen nach Afrika südlich der Sahara und Madagaskar in den letzten 20 Jahren aufgenommen.
Der Oxfam-Bericht "Inequality Inc." vom Januar 2024 stellt unverblümt fest, dass sich die Welt immer weiter polarisiert hat, wobei das eine Prozent an der Spitze von einer irrsinnigen Anhäufung von Reichtum profitiert, während die Massen am unteren Ende der Skala in einem noch nie dagewesenen Tempo ärmer werden.
"Dieser Reichtum ist im globalen Norden konzentriert. Nur 21% der Menschheit leben in den Ländern des globalen Nordens, aber in diesen Ländern befinden sich 69% des privaten Reichtums und 74% des Reichtums der Milliardäre der Welt.”
Wenn wir in den globalen Süden reisen, an eines unserer Lieblingsreiseziele, dann schlägt uns die Armut ins Gesicht, wenn wir nur die Augen offenhalten. Sie könnte sogar unseren wohlverdienten Urlaub in einem Land mit niedrigem Einkommen ein bisschen stören, wie Jamaica Kincaid in ihrem Essay "A Small Place" treffend feststellt.
Lasst uns untersuchen, was Armut bedeutet und wie sie überwunden werden kann. Nach der UN-Definition gilt jemand als arm, wenn er/sie weniger als 1,90$ pro Tag verdient. Der Oxfam Bericht "Inequality Inc." kritisiert diese Zahl jedoch als zu niedrig in Zeiten galoppierender Inflationsraten.
"Oh, sie sind arm, aber glücklich!" ist ein gängiges Klischee der Wohlhabenden, mit dem wir unsere komfortable Position rechtfertigen, uns nicht in die Armut der Welt einzumischen. Wenn wir in ein Land südlich der Sahara reisen und unsere Kamera zücken, um ein paar "Straßenaufnahmen" zu machen, fotografieren wir oft lieblich lächelnde Gesichter. Denn die Menschen sind von uns und unserem offensichtlichen Reichtum eingeschüchtert (95 % von ihnen werden nie in ihrem Leben ein Flugzeug besteigen) und verstecken ihre Schüchternheit oftmals hinter einem Lächeln.
Armut ist jedoch eine traurige, tückische und alltägliche Herausforderung für zu viele Menschen im globalen Süden, wie der Bericht aufzeigt. Was sind die elementaren Voraussetzungen für ein menschenwürdiges Leben? Es sind Grundbedürfnisse, über die wir in Europa nicht einmal zu reden brauchen:
• Zugang zu sauberem Trinkwasser damit sie nicht mehrere Kilometer durch den Busch laufen müssen, um zu einem schmutzigen, halbleeren Wasserloch zu gelangen und den 30-Liter-Krug auf dem Kopf zurückzutragen..
• Zugang zu ausreichend gesundem Essen für die ganze Familie, damit man am Ende des Tages nicht hungern muss, weil man nur eine Handvoll Reis und sonst nichts für die gesamte Großfamilie hat.
• Zugang zu sanitären Einrichtungen, mit Toilette anstatt eines Erdlochs und eines abgetrennten Badezimmers, welches die Intimsphäre wahrt.
• Eine anständige Schulbildung: Nicht nur die Grundschule, ohne die Möglichkeit, eine weiterführende Schule zu besuchen. Nur 5-7 % der Schulkinder in den subsaharischen Ländern Afrikas können es sich leisten eine weiterführende Schule zu besuchen.
• Eine qualifizierte Berufsausbildung und nicht als halb ausgebildeter Arbeiter dazu verdammt sein, auf ewig im informellen Sektor (der Teil einer Volkswirtschaft, der nicht staatlich erfasst, reguliert und kontrolliert wird) zu arbeiten.
• Unter akzeptablen Bedingungen und mit angemessener Sicherheitsausrüstung arbeiten (damit man nicht zerquetscht wird, weil ein illegaler Minenschacht über einem zusammenbricht, wie es den 40 Goldgräbern passierte, die im Januar 2024 in Mali getötet wurden).
• Eine anständige Bezahlung auf der Grundlage eines Mindestlohns, damit Sie mehr als 2 $ pro Tag verdienen und vielleicht irgendwann aus der endlosen Spirale der bitteren Armut herauskommen.
• Zugang zu bezahlbaren medizinischen Einrichtungen in der Nähe, damit du nicht mit ansehen musst, wie dein Baby stirbt, weil du dir die Malaria-Tabletten nicht leisten kannst.
• Ein Dach über dem Kopf und mindestens zwei Zimmer, damit du nicht in demselben Raum, den du mit deinen Kindern teilst, kochen, waschen und Liebe machen musst.
• Straßen und Bürgersteige, die diesen Namen auch verdienen (ohne die elefantentiefen Schlaglöcher, die in der Regenzeit bis zum Rand gefüllt sind).
• Diese Liste ist nicht vollständig.
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