Die Generation Covid – Lasst uns DARÜBER reden!
Ein Appell an die Zivilgesellschaft - für Zusammenhalt und mehr Menschlichkeit
Wer ist die Generation Covid?
Kann man überhaupt von einer Generation sprechen? Eigentlich geht es doch nur um drei Jahre von 2020 – 2022, also kaum der Rede wert. Jedoch waren diese drei Jahre für viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene stark prägend. Sie erlebten noch nie Dagewesenes, Situationen der Entmenschlichung, in denen auch ihre Eltern komplett überfordert waren.
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Sind es Kinder, denen wir vorwarfen, dass sie den Virus übertragen würden?
Sind es Jugendliche, denen drei wichtige Jahre ihrer Sozialisierung genommen wurden?
Sind es junge Erwachsene, die jetzt wie z.B. in Frankreich ein Covid-Abitur 2020 haben, welches nichts wert ist? Oder sind es Medizinstudent*innen an der Universität zu Köln, denen gedroht wurde sie zu exmatrikulieren, wenn sie sich nicht impfen ließen?
Die 18 – 25-jährigen: Covid-Sprungbrett vom Prekariat in die Armut
(Die Quellen stehen der Lesbarkeit halber unten)
Die großen Einschnitte ins Privat- und Berufsleben, wie die Lockdowns, das Homeschooling von Student*innen und Schüler*innen, das Lähmen jeglicher Unterhaltungs- und Freizeitindustrie führten zu unterbrochenen oder nie begonnenen Karrieren von jungen Erwachsenen und damit zu einer steigenden Armutsrate im Lebensabschnitt von 18 bis 25 Jahren. Diese außergewöhnliche Situation verstärkte das Prekariat, das ihre Arbeitssituation bereits vor der Covidkrise beherrschte. Die Statistik des französischen Observatoire des Inégalités zeigt, dass 2021 mehr als die Hälfte (56,9%) von ihnen in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiteten, ein dreifacher Anstieg seit 1980.
Junge Erwachsene wurden bereits im 1. Quartal 2020 damit konfrontiert, dass es weniger Ausbildungs- oder Arbeitsplätze gab: In Frankreich sank das Angebot zwischen Januar und April 2020 um 65 %. Ein Viertel der französischen Unternehmen strichen die geplanten Einstellungen in dieser Zeit komplett. Aufgrund der zunehmenden Armut bei den unter 25-jährigen spricht man von einer wirtschaftlich „geopferten“ Generation. Der sinkende Glücksindex und die steigende Zahl der Selbstmorde weist auch auf eine psychologisch „verlorene“ Generation hin.
Die Jugendlichen: Was haben sie hinter sich? Wer hat’s gesehen?
Während der Corona-Jahre arbeitete ich als Gymnasiallehrerin und konnte Veränderungen im Verhalten der Jugendlichen beobachten. Nach der 1. Homeschooling-Phase kamen sie im Juni 2020 in Frankreich zurück in den Unterricht. Kurz vor den Ferien, konnte man ungewöhnlicherweise die Freude spüren, dass sie wieder zusammen waren und die Schule besuchen DURFTEN!
Über 1,5 Milliarden Kinder weltweit waren langfristig gezwungen zu Hause zu bleiben und konnten nicht mehr am öffentlichen Leben teilhaben. Die soziale Kontrollfunktion von Schulen war vorübergehend außer Kraft gesetzt und Kinder und Jugendliche waren dieser Situation hilflos ausgeliefert. Druck, Angst und Unsicherheit, welche auf vielen Eltern lasteten, wurden oft an die Schwächsten in der Kette, an die Kinder weitergegeben.
Die Vereinsamung der Schüler*innen während des Homeschoolings wurde im besten Fall von den Eltern aufgefangen, oft verstärkte sie sich jedoch, da die hauptsächlichen Begleiter die Technologien in Form von Handys, Tablets und Videospielen oder Fernsehern waren. Die Übergriffe im Cyberspace, welche für viele der zu Hause gebliebenen Kinder und Jugendlichen der letzte Gemeinschaftsraum war, wurden meist nicht verfolgt und bleiben nach wie vor ungeahndet. Für Eltern, die von zu Hause im Homeoffice arbeiteten, war es schwierig die Aktivitäten der Kinder am Bildschirm zu verfolgen und Angriffe auf die Persönlichkeit der jugendlichen Nutzer zu verhindern.
Gewalttätige Übergriffe im häuslichen Raum konnten ungehindert und ungestraft stattfinden. Laut Charlie Hebdo schätzt man, dass 2023 in Frankreich durchschnittlich zwei Kinder pro Klasse häuslichem, sexuellem Missbrauch ausgesetzt sind. Wie mit dieser unerträglichen Situation umgegangen werden kann, ist völlig unklar und überfordert die Lehrer*innen.
Wie kann die junge Generation die Traumata auflösen?
Haben wir uns seitdem gefragt, wie schwer es für die junge Bevölkerung gewesen sein musste, den (Fake) Nachrichten- und Maßnahmendschungel zu durchblicken? Haben wir uns gefragt, was diese drei Jahre der kollektiven Angst und Verwirrung mit ihnen gemacht haben? Geben wir ihnen Werkzeuge und Methoden an die Hand diese Traumata zu bewältigen?
Das Covid-Thema hat seit Februar 2022 die Medien weitgehend verlassen, die Gefährlichkeit des Virus hat sich glücklicherweise abgeschwächt und dominiert daher nicht mehr unser Leben.
Es ist jedoch eine Illusion zu glauben, dass wir diese Zeit nun hinter uns haben und wir sie einfach verdrängen und vergessen können. „Ach kommen Sie, darüber möchte ich nicht mehr nachdenken.“ Diese Äußerungen höre ich immer wieder, wenn ich mich mit meinem kleinen Stand auf Fotofestivals präsentiere.
Das Leben hat längst gezeigt, dass verdrängte Mechanismen als Schatten (Psychosen, Krankheiten, Depressionen, Angstzustände) in unser Leben zurückkehren und uns stark beeinträchtigen können. Heutzutage gibt es nicht genug Kostenübernahmen durch Krankenkassen und Termine bei Psychologen und Therapeuten, um die Masse der verstörten Jugendlichen zu betreuen.
Für Zusammenhalt und Menschlichkeit: Lasst uns DARÜBER reden!
Meine Initiative ist sicherlich nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, jedoch fühle ich, dass die Diskussion, über das, was passiert ist, bereits überfällig ist, wir nicht 50 Jahre warten können, mit der Aufarbeitung zu beginnen.
Ich freue mich über Kooperationsangebote und Vorschläge von Künstler*innen, Pädagog*innen, Heiler*innen, Eltern und Visionär*innen, um dieses Projekt weiter zu verbreiten und mehr junge Menschen damit zu erreichen. Bitte meldet euch bei mir!
https://www.philomag.com/articles/la-generation-covid-est-elle-une-generation-sacrifiee
https://www.inegalites.fr/L-evolution-de-la-precarite-de-l-emploi-salarie
https://start.lesechos.fr/societe/culture-tendances/generation-covid-des-jeunes-avant-tout-mal-compris-1274185.
https://www.ifop.com/wp-content/uploads/2021/12/118469-Presentation.pdf
https://news.un.org/en/story/2022/12/1131287
https://violenceagainstchildren.un.org/fr/news/violence-envers-les-enfants-la-crise-cach%C3%A9e-de-la-pand%C3%A9mie-de-covid-19
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8477433/
Charlie Hebdo, No. 1626, 20 Septembre 2023 « Inceste. Les profs seuls face à leurs doutes »
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-sendungen/corona-psychische-folgen-lockdown-kinder-mangel-schulpsychologen-video-100.html